YouTuber zerlegen Ludwigs Drogenpolitik

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Weg von Flyern und Plakaten, rein ins Netz. Dort, wo sich junger Heranwachsende bevorzugt aufhalten. Eigentlich kein schlechter Ansatz, den die Drogenbeauftragte Daniela Ludwig bei der Planung ihrer Präventionskampagne verfolgt. Bis vor ein paar Wochen war die CSU-Politikerin innerhalb der von ihr anvisierten Zielgruppe eher unbekannt. Das änderte sich aber spätestens nach der Veröffentlichung der Fragen von Tilo Jung an Daniela Ludwig, bei dem es ihre bevorzugte Phrase “Cannabis ist kein Brokkoli” zu einer zweifelhaften bundesweiten Bekanntheit schaffte. Als wäre das nicht genug, legte sie im Folgenden immer wieder nach und bot nicht nur uns, sondern auch diversen YouTubern wie Kuchen TV, Montana Black oder den Space Frogs die ein oder andere Steilvorlage.

Die Konsequenz: Innerhalb kürzester Zeit hat es die Drogenbeauftragte geschafft, sich auch außerhalb der Hanfcommunity einen Namen zu machen – allerdings keinen guten. Allein die obengenannten drei reichweitenstarken Youtuber, die zusammen genommen auf rund 3,5 Millionen Abonnenten kommen, sprangen auf das Thema an und erreichten trotz zum Teil unverständlicher Probleme mit YouTube ein überwiegend junges Millionenpublikum (über 1,5 Millionen Views, Stand 14.8.). Nicht nur ihre selektiven Ausführungen zu Cannabis, auch ihre Verharmlosung des Alkoholkonsums sind der netzaffinen Jugend nun wesentlich bekannter als vorher. Daniela Ludwig will Jugendliche zu Recht über die Gefahren von zu frühem Cannabiskonsum aufklären. Sie bombardiert mit ihren Äußerungen aber die Bemühungen der von ihr ausgewählten Werbeagentur, die Jugendliche erreichen soll. Wenn Daniela Ludwig wirkliche Aufklärungsarbeit leisten möchte, hat sie mit ihrem “No-Go”-Ansatz und der damit verbundenen Kampfansage den denkbar schlechtesten Weg der Kommunikation gewählt. Wie “Mach dich schlau” mit “Cannabis ist kein Brokkoli” in Einklang zu bringen ist, wird die Vorstellung der Kampagne zeigen.

Während sich immer mehr Jugendliche über die Kompetenz der Drogenbeauftragten wundern, werden auch Zweifel an der grundlegenden Ausrichtung der geplanten Kampagne laut. Kritik kommt beispielsweise von condrobs e.V., einem bayrischen Träger für soziale Hilfsangebote zur Kinder- und Jugendhilfe:

“Ein massiver Ausbau der Streetwork, Schulsozialarbeit, Familienberatung und Ausbildungsunterstützung böte nämlich für Jugendliche genau das, was Ludwigs Social Media Kampagne nicht bieten kann: Einen direkter Austausch auf Augenhöhe, individuelle Betreuung mit Rücksichtnahme auf die Lebenshintergründe von jungen Menschen, offene Gespräche. Denn statt einem auffordernden „Mach dich schlau!“ wirkt Prävention immer mit einem einladenden „Reden wir darüber!“

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